Hallo,
es ist schwierig, da wir leider nichts Genaues über die Vorgeschichte wissen.
Und wie alt ist das Pferd jetzt? Wie lange und wie erfolgreich das Pferd lief, kann man anhand des Namens und der Lebensnummer recherchieren.
Er ging wohl einige Jahre auf die Rennbahn, im letzten Jahr wurde er von einer Reitbeteilgung geritten. Da gab es beim Putzen leider einen schlimmen Unfall.
Schade, das klingt nach Fehlern, die schon beim ersten Reiten nach der Rennbahngeschichte gemacht wurden. Eine RB ist nicht zum Anreiten oder Korrigieren der Pferde da. Dafür ist der Besitzer zuständig!
Eine solche Verantwortung einfach abzuwälzen ist für die meisten RB's einfach zu viel. Sie riskieren Kopf und Kragen, geraten wissentlich oder unwissentlich in Gefahr (je nach Alter finden sie es evtl. noch gut so ein Pferd anzureiten) und sind dennoch völlig überfordert, zumal sie meist wenig Rückendeckung vom Besitzer haben (was ich jedoch nicht unterstellen will).
Da der Besitzer uns seine Hilfe zusagte, wollen wir noch einmal von vorne anfangen.
Wie helfen? Ich dachte er hat von der RB anreiten lassen.
Er läuft wieder ohne Strick neben meiner Tochter her und begrüßt sie freudig wiehernd. Er signalisiert auch, dass er mit ihr arbeiten möchte,...
Selbstverständlich. Blüter sind enorm menschenbezogen. Häufig findet man hier auch 1-Personen Pferde. Sie sind eben sehr sensibel
...jedoch ließ er sich gestern nicht am Kopf anfassen - dann haben wir auch darauf verzichtet.
Ist nicht ungewöhnlich. Ein Blüter, der nicht schon im Fohlenalter gelernt hat nachzugeben hat sehr häufig Probleme damit. Gerade Vollblüter (Araber sogar sehr viel seltener als englische Vollblüter) haben große Probleme mit Zwang. Das betrifft Ausbinder genauso wie enge Halfter, Sattelgurt ...
Jeglicher Druck kann vom Pferd als Gefahr gewertet werden und wird somit mit Panikatacken beantwortet. Diese Panikatacken müssen nicht immer vorkommen. Viele Pferde reißen sich sozusagen so lange es geht zusammen. Das kann aus Angst oder Vertrauen sein.
Bei solchem Verhalten hilft jedoch kein Vermeiden. Hier hilft nur sehr viel Ruhe, Zeit und eiserne Konsequenz mit eiserner Bestimmtheit ohne Härte. Härte ist nur in Situationen angezeigt, in denen das Pferd sich und/oder den Menschen ernsthaft in Gefahr bringt.
Zu Härte gehört auch Anschreien.
Vielleicht machen wir in einigen Monaten nochmals einen Versuch ihn zu reiten, wir werden sehen, inwieweit er sich öffnet.
Ganz wichtig hierbei ist, konsequent zu sein. Vollblüter sind intelligent und vergessen das Gelernte nicht. Auch die Zeit heilt keine Wunden, nur die pos. Erfahrung. In einigen Monaten wird das Pferd eine irgendwann mal gemachte neg. Erfahrung nicht vergessen haben. Die Konfrontation ist nur aufgeschoben.
Besser wäre ein konsequentes und aufbauendes Arbeiten, das Pferd muss lernen, dass Druck auch positiv sein kann (Druck im Maul durch die Trense, Druck am Kopf durch die Trense, Druck am Bauch durch den Sattel, Druck am Rücken durch den Reiter, Zwangsfefühl durch den Reiterschenkel ...)
Dieses Arbeiten kann lange dauern -durchaus 2-3 Monate- sollte jedoch aufbauend und planvoll sein.
Ich braucht unbedingt einen Trainingsplan, der aufgrund von plötzlich auftretenden Ereignissen zwar abgeändert werden kann, die Eckpunkte darf man aber nie aus den Augen verlieren. Ein Trainingsbuch ist bei solchen Pferden -gerade, wenn man so etwas noch nicht so oft gemacht hat und sich sonst leicht verzettelt- ein absolutes Muss.
@ Machtnix: Kennst Du vielleicht einen Kollegen aus der Frankfurter Gegend?
Leider nein, ich habe oft Pferde aus verschiedenen Regionen Deutschlands.
Viele gehen zu sog. Pferdeflüsterern und Gurus.
Das ist nicht das Schlechteste, wenn man es langfristig macht und lernt und nicht nur einen Kurs besucht.
Man muss sich jedoch im Klaren darüber sein, dass egal welcher Methode man sich anschließt, eigentlich alle das Gleich sind: Training des Menschen immer gleich zu reagieren, sich mit dem Pferd immer gleich zu beschäftigen, Geduld und ein klares Ziel. Mit einem Trainingsbuch lässt sich das auch erreichen.