Ich hatte ca 1,5 Monate ein ehem. Schulpferd zur Pflege, dass seit ca 2 Wochen aus dem Schulbetrieb raus war und geschlachtet werden sollte, aber die "Retter" konnten es so schnell noch nicht aufnehmen. Erst stand er eine Zeit lang nur auf der Weide um sich etwas zu erholen, dann hab ich ihn täglich geholt, geputzt, Bodenarbeit gemacht und mich nach ca 3 Wochen auch das erste mal mal raufgesetzt. Auf dem Platz war er unterm Reiter faul und wollte nicht mal antraben, aber bei einem Ausritt, der eig. gemütlich habe ich sein wahres Temperament kennengelernt, da habe ich ihn kaum wieder in den Schritt bekommen und er hatte richtig Spaß. Am Ende hat er sich immer total gefreut wenn ich gekommen bin und ist wiehernd über die Weide zu mir gerannt.
Ich glaube es kommt sehr auf das Pferd an, aber dieses Pferd schien einfach nur glücklich und dankbar zu sein, dass sich jemand mit ihm wirklich liebevoll beschäftigt. Seinen jetzigen Besitzern weicht er gar nicht mehr von der Seite.
Sehr gut beschrieben :!:
Es kommt auf das Pferd an. :tier1:
Es gibt solche und solche Schulpferdhaltungen. Ich kenne genügend, die wirklich klasse sind.
Ein Pferd, das jedoch SEINE Bezugsperson braucht, wird auch bei bester Haltung im Schulbetrieb kreuzunglücklich sein.
Bei bestmöglicher Haltung von Schulpferden (mind. 10 Std. Freizeit mit Sozialkontakt zu mehreren Pferden -Herde) unterscheide ich mehrere Pferdetypen:
Typ 1
Braucht den Menschen und seine Bezugsperson. Ist leicht motivierbar. Verzeiht seiner Bezugsperson so gut wie alle Fehler und arbeitet gern mit. Kommt aus der Herde, sobald der Mensch auftaucht und ist beleidigt bis hocherfreut, wenn dieser nach längerer Abstinenz (Urlaub) wiederkommt. Läuft freundlich aber matt und antriebslos unter anderen Reitern.
Dieses Pferd ist für einen Schulbetrieb ungeeignet, ist meist entweder ein braves Anfängerpferd (hat aufgegeben) oder ein nervöses oder fälschlicherweise als hochsensibles Fortgeschrittenenpferd eingesetzt. Nach längerem Einsatz werden diese Pferde oft schwierig, da sie duch ständig wechselnde Reiter Stress haben und werden nach Kauf tolle Privatpferde, wenn der Käufer sich das Vertrauen des Pferdes erarbeitet hat. Dieses kann unter Umständen etwas dauern, da diese Pferde schnell traumatisiert sind. Sie brauchen sehr viel Zuwendung. In den richtigen Händen später oft absolute Leistungsträger, Showpferde oder Verlasspferde, je nachdem was der geliebte Mensch fordert.
Typ 2
Findet eigentlich alle Menschen klasse und ist freundlich. Braucht eine Bezugsperson, die nur da sein muss (meist der RL, wenn sich dieser gut kümmert). Ist von Jederman leicht motivierbar. Verläst die Herde zögerlich oder wenn es gelockt wird und kommt zu jedem Menschen. Ist auch nach längerem Einsatz als Schulpferd noch sensibel genug um gute Reiter zu fordern und ist bei Anfängern verständnisvoll, da es die Anweisungen des RL kennt.
Diese Pferde sind als Schulpferde sehr gut geeignet und können bei entsprechender Behandlung durch den RL sehr lange motiviert eingesetzt werden.
Brauchen bei Kauf etwas Zeit um sich dem neuen Menschen wirklich anzuschließen. Sind jedoch von Anfang an tolle Privatpferde und die Käufer merken erst nach einiger Zeit ganz schleichend, welches Potential in dem Pferd steckt. Oft leistungsstarke Pferde.
Typ 3
Braucht den Menschen nicht wirklich und macht genau so viel, wie sein Ausbildungsstand locker hergibt damit es keinen Ärger bekommt - macht sich die Arbeit gern leicht und ist oft faul. Fühlt sich in der Herde glücklich und kommt nicht wenn es gerufen wird, lässt sich aber artig holen. Lässt sich schlecht allein in der Bahn reiten und ist bei 'Überstunden' am Anfang eher unmotiviert aber brav.
Strahlt bei entsprechender Behandlung im Beisein der anderen Pferde (Gruppenstunde) viel Ruhe aus. Meist Anfängerpferd oder solide arbeitendes Fortgeschrittenenpferd.
Diese Pferde sind bei entsprechender Behandlung und entsprechender Freizeit in der Herde sehr gute Schulpferde, die einen Anfänger nicht wirklich ernst nehmen aber einen sicheren und guten Job machen. Die Pferde sind dann innerlich sehr ausgeglichen, da sie mit 1-2 Std. Arbeit am Tag gut leben können.
Bei entsprechender Haltung können diese Pferde sehr lange erfolgreich eingesetzt werden und sind meist Lieblinge. Diese Pferde werden auch nach längerem Einsatz nicht schlechter, man sieht sie auch oft mit Schülern auf Turnieren.
Werden nach Kauf solide Privatpferde, die jedoch nach wie vor den Menschen nicht wirklich brauchen. Einige Privatleute sind dann enttäuscht, wenn sich das Pferd nicht fest anschließen will, sondern auch mit der Urlaubsvertretung genauso glücklich ist. Für Freizeitreiter, die nicht unbedingt täglich reiten Traumpferde. Für Reitbeteiligungen ein Traum, da sie nicht erst monatelang um die Gunst des Pferdes buhlen müssen. Hier gibt es zwischen RB und Besi meist keine Eifersüchteleien, da das Pferd ein großes Herz für alle hat.
Typ 4
Findet Menschen doof und total überflüssig. Arbeitet zäh. Kennt die täglichen Anforderungen und absolviert diese eben. Fühlt sich beim Menschen unwohl. Oft ältere Pferde, die sich ihr Leben ohne den Menschen eingerichtet haben. Meist Anfängerpferde, da ihnen der Reiter sowieso egal ist. Sind oft total verfressen und klappen gegen 'Bezahlung (Leckerchen)' auch mal die Ohren nach vorn.
Als Schulpferde gut geeignet, wenn die Reiter im Umgang Hilfe bekommen.
Auch Schulpferdreiter finden dann einen Zugang zu diesen Pferden, wenn sie nach dem Unterricht beispielsweise noch grasen gehen. Bei diesen Pferden geht die Sympathie für den Menschen nur darüber wie viele Annehmlichkeiten er dem Pferd bereitet.
Nach Kauf auch nach längerer Beschäftigung mit dem Pferd kaum Verhaltensänderung, je nachdem wie viel Annehmlichkeiten der Mensch eben bereitet wird er als lästig oder annehmbar oder als Futtermeister gebraucht. In Privathand oft Lernblockaden bis hin zur Widersetzlichkeit. Für Freizeitreiter, die vorwiegend im Gelände reiten (viel Abwechslung und wenig Konzentration auf den Reiter) Superpferde.
Es gibt sicher noch viel mehr Pferdetypen aber in dieses Schema passen die meisten Pferde hinein.