Bei Punkt 1 hat Deine Mutter definitiv unrecht

Hatte ich ja schon geschrieben - wenn man den Käfig nicht komplett reinigt, sondern wochenweise reihum jeweils 1-2 Etagen (kommt halt auf die Käfiggröße an), dann stinkt da nix, denn der Gruppengeruch bleibt erhalten und die Mäuse müssen nicht ständig alles neu markieren. Wie gesagt, wir hatten 24 Mäuse gleichzeitig - Mädels und Kastraten - da hat nix gestunken...
Ich denke, das ist ein bisschen so der "Ekelfaktor" - Mäuse gelten vielfach leider noch als Ungeziefer, haben einen angeblich hässlichen nackten Schwanz (der ist gar nicht nackt, der ist ganz fein behaart

) und machen nur Dreck und Ärger.... Das stimmt aber zum Glück eben alles gar nicht, und Farbmäuse sind unglaublich putzige Gesellen - wenn die einen mit ihren Knopfaugen angucken, kann man eigentlich gar nicht mehr widerstehen
Bei Punkt 2 denke ich, dass Deine Mutter bedingt Recht hat.
Farbmäuse haben leider generell eine kurze Lebenserwartung - jede Maus, die älter als 18 Monate wird, ist schon wirklich alt... Manche schaffen sogar 2 Jahre, das sind aber eher die Ausnahmen. Ganz seltene Ausnahmen schaffen es sogar länger - aber die kann man wirklich suchen wie die Nadel im Heuhaufen.
Von unseren insgesamt 31 Mäusen (die übrigens bunt gemischt von überall her stammten - die ersten mangels Wissen aus dem Zooladen, dann ein Schwung Tierheim-Notfallmäuschen, dazwischen private notfallmäßige Abgaben, darunter auch eine, wo die Mäuse von einem angeblich seriösen Züchter stammten...) sind 2 Mäuse um die 2 Jahre alt geworden... Einige sind aber auch schon sehr jung gestorben und haben teilweise noch nichtmal das erste Lebensjahr vollendet... Leider habe ich meine Statistik nicht mehr, da hatte ich nämlich akribisch festgehalten, wie alt die einzelnen Mäuschen geworden sind... Aber ich glaube, im Schnitt waren es bestenfalls 18 Monate...
So, und jetzt zu den Gründen, warum die Mäuse so früh sterben... Mäuse sind leider sehr tumoranfällig - das hat aber weniger was mit seriöser oder weniger seriöser Zucht zu tun, sondern damit, dass ihre Vorfahren in freier Wildbahn eine Lebenserwartung von 5-6 Monaten haben, bevor sie gefressen werden. Da entwickeln sich in den seltensten Fällen Tumore... In domestizierter Haltung werden die Tiere natürlich allein aufgrund fehlender Fressfeinde älter - und je älter sie werden, desto mehr wächst das Krebsrisiko...
Dazu sind Farbmäuse recht anfällig, was Atemwegsinfekte betrifft - die kann man aber zum Glück meist mit rechtzeitiger Gabe von Antibiotika in den Griff bekommen.
Mäuse aus Zooläden stammen in der Regel aus Massenvermehrung, da wird weder auf Genetik geachtet noch auf irgendwelche Krankheiten. Die Mäusemamas sind dauerträchtig, bis sie irgendwann an Entkräftung sterben. Da ist es natürlich auch logisch, dass die Babies von Wurf zu Wurf mickriger werden, weil die Kräfte der Mama immer mehr schwinden...
Wer also Tiere im Zooladen kauft, riskiert nicht nur, die falschen Geschlechter oder trächtige Tiere angedreht zu bekommen, sondern bekommt eben auch oft "Mickerlinge", weil die Mama schon am Ende ihrer Kräfte ist. Diese Tiere sind dann natürlich noch erheblich krankheitsanfälliger.
Bei seriösen Züchtern wird normalerweise darauf geachtet, nur mit gesunden, kräftigen Tieren zu züchten, aber auch da gibt es leider immer schwarze Schafe, und was mich an Züchtern besonders stört, dass sie angeblich ja ach so sehr auf die Gesundheit achten - in Wirklichkeit habe ich aber den Eindruck, denen geht es nur um besonders riesige Mäuse mit besonders riesigen Ohren. Die Mäuse, die wir von einer Privatperson übernommen hatten, weil sie keine mehr halten konnten, stammten aus einer angeblich seriösen Zucht. Eine der vier Mäuse ist nach zwei Wochen plötzlich wie ein Pfeil durch den Käfig gehopst und tot umgefallen... Recherchen ergaben, dass es mindestens 2 ihrer Geschwistermäuse fast am gleichen Tag ebenso erging - war wohl ein Gendefekt... Die anderen sind relativ alt geworden, wobei zwei auch Tumore bekommen haben...
Joar - und bei Tierheimmäusen weiß man eben nie, woher sie kommen, man kann aber davon ausgehen, dass sie dort tierärztlich durchgecheckt werden und dass in der Regel männliche Tiere auch kastriert werden...
Fazit meines Sermons: Wer Tiere aus dem Zooladen holt, nimmt ganz bewusst in Kauf, dass er potenziell sehr schwache und anfällige Tiere holt.
Auch ein Züchter bietet keine Garantie...
Insgesamt ist es eben tatsächlich auch etwas Glück, wie alt die Tiere werden - und die Todesursache Krebs hat meiner Erfahrung nach nix mit der Herkunft der Tiere zu tun....
Ich hab´s nach einer Weile so gesehen: Auch wenn eine Maus nur kurz bei uns lebte - wir haben es ihr so schön wie möglich gemacht, und das am Ende zählt... Nicht die Quantität, sondern die Qualität...
LG, seven
edit: Und wenn ich nicht solche Romane tippseln würde, wäre ich auch schneller
