Hi rabb,
inwieweit sind die Hufe schlechter geworden, was genau hat sich verschlechtert? Das Laufen, die Form der Hufe?
Es kann durchaus notwendig sein, Eckstreben auch mal zu kürzen (wenn diese zu lang / hoch sind oder sich auf die Sohle legen), was allerdings etwas anderes ist als diese wegzuschneiden (was eigentlich nur bei extrem in das Hufgewölbe hochgedrückten Eckstreben sinnvoll sein kann). Ist also nicht generell falsch, die Eckstreben zu bearbeiten, kommt nur drauf an, wie diese aussehen und ob der Huf ein Problem mit (deformierten oder zu langen) Eckstreben hat.
Der Tierarzt hat dann vermutlich die normale Hufabdrückzange verwendet, dabei wird das eine Ende gegen die Sohle und das andere Ende gegen die Hufwand gedrückt (das ist zumindest die häufigste wenn auch nicht einzig mögliche Untersuchung mit der Zange). Das deutet bei Reaktion des Pferdes auf eine Sohlenlederhautentzündung hin (also eine Entzündung des Lederhautteils, der das Sohlenhorn bildet). Eine Hufrehe und eine Lederhautentzündung sind im übrigen nicht das Gleiche, jede Hufrehe geht irgendwann mit einer Lamellenlederhautentzündung einher (was ein Teil der Huflederhäute darstellt), bei einer Entzündung der Sohlenlederhaut spricht man aber nicht von einer Hufrehe, auch wenn sich diese Entzündung auf die Lamellenlederhäute ausweiten kann (und man dann eben doch in der Folge eine Hufrehe hat). Die Entzündung der Lamellenlederhaut ist aber nur ein Teil des Krankheitsgeschehens, welches man als Hufrehe bezeichnet.
Die Frage, wodurch eine (fütterungsbedingte oder Gras-)Rehe ausgelöst wird, ist inzwischen eigentlich relativ klar durch Chris Pollit beantwortet. Hierbei sind Zuckerstoffe im Gras (und zwar nicht besondere Zuckerstoffe wie Fruktane, sondern alle Zuckerstoffe, die zu einer Erhöhung des Glukosespiegels im Blut führen) und der daraus resultierende Anstieg des Insulinspiegels im Blut nachgewiesenermaßen die Auslöser der fütterungsbedingten Rehe. Das vermehrte Insulin blockiert die IGF3-Rezeptoren der Huflederhäute und verhindert deren Grundversorgung mit Glukose, so dass die Zellen sozusagen verhungern, was wiederum zu einer generalisierten Entzündung dieser Gewebe führt. Dementsprechend kann jede Form des Zuviels an Futter (also auch das Plündern der Haferkiste) Auslöser einer Rehe sein, da dadurch der Glukosespiegel und in der Folge der Insulinspiegel stark erhöht wird. Insbesondere Pferde, die z.B. einen Chrom-III-Mangel haben, sind nicht in der Lage, die Glukose schnell in die Zellen zu bringen (aufgrund des fehlenden Chroms), so dass das Insulin toxisch gerade auf die Huflederhäute wirkt (in Verbindung mit vermindertem Glukosetoleranzfaktor des Organismus, Insulinresistenz, EMS, oder auch ECS).
Die Theorie, dass spezielle Zuckerstoffe (Fruktane) zu Fehlgärungen / Stoffwechselstörungen und in der Folge zu Hufrehe führen (Urheber: Chris Pollit), ist inzwischen von diesem selbst wieder verworfen worden - aufgrund seiner Forschungen zur toxischen Wirkung von Insulin auf die Huflederhäute.
Gras, welches einen Wachstumsschub macht aufgrund der klimatischen Bedingungen (ausreichende Feuchtigkeit bei gemäßigten Temperaturen und Sonnenlicht), was in der Regel im Frühjahr und zum Teil auch im Herbst vorliegt, beinhalten besonders viele Zuckerstoffe, weswegen auch typischerweise Rehen im Frühjahr und dann noch einmal im Herbst vermehrt auftreten.
Ich habe nach der Rehe deswegen gefragt, weil eine mechanisch bedingte Entzündung der Huflederhäute auf allen 4 Hufen eher selten ist, es aber aufgrund der neuen Bodenbeschaffenheit des Paddocks in Verbindung mit nicht darauf angepaßter Hufbearbeitung aber natürlich in euerem speziellen Fall durchaus möglich sein kann. Eine beginnende Rehe ist von einer Huflederhautentzündung nur schwer zu unterscheiden (Bewegungsunlust, klammer Gang), solange nicht die typischen Symptome einer ausgeprägten Rehe vorhanden sind (Sägebockhaltung oder Veränderungen am Huf).
Wie auch immer, da nicht klar ist, ob mechanisch bedingte Huflederhautentzündung oder fütterungsbedingte Rehe, würde ich zur Sicherheit beide Möglichkeiten in Betracht ziehen, und das heißt:
- gepolsterte Hufschuhe
- Bewegungsmöglichkeit im Schritt
- kein intensiver Weidegang
- Mineralfutter mit Chromanteil (steht meistens nicht drauf, gibt aber durchaus entsprechendes Futter hierzu)
Von allen anderen Mitteln am Huf würde ich absehen, einschließlich Hufteer.
Hat das Pferd andere bekannte Stoffwechselprobleme (ECS, EMS, ungewöhnliche Fettpolster)? Oder schon mal eine Rehe?
LG,
Chiron