
Aylinx3
- Beiträge
- 437
- Punkte Reaktionen
- 0
Hallo Grundy. Oder Hallo "Pupsi", was Dir lieber ist.
Vor über einem Jahr nahm ich Reitunterricht, war gerade dabei mein Schulpony zu satteln und warf einen Blick in die Box daneben.
Da stand ein großer brauner Wallach, guckte mich ganz grimmig an, aber doch wollte er auch etwas von der Möhre haben, die ich dem Pö gab.
Ich brach sie durch und warf dir die Hälfte in den Trog, ich traute mich nicht, dir meine Hand hinzustrecken, da du mich immer so böse angeschaut hast.
Irgendwann kam ich auf die Idee, in diesem Stall mal nach einer Reitbeteiligung zu fragen. Die Stallbesitzerin zählte mir 3 Pferde auf. Unter diesen 3 wurdest auch Du genannt. Ich konnte mich nicht entscheiden, aber da ich nie der Freund von Stuten war, entschied ich mich, den Wallach, also Dich, Probezureiten.
Ich schlich mich in deine Box, es war kein Stroh auf dem Boden, nur Matratzen von Mist. Sofort hast Du Dich zur Wand gedreht, mir die Hinterhand zugewandt und die Ohren flach angelegt.
"Was hat er nur?", dachte ich mir.
Am ausgemachten Termin durfte ich Dich im gewöhnlichen Schulpferdeunterricht mitreiten. Die Besi hat dir den Sattel hochgeworfen, Du bist fast ausgerastet. Du kanntest das Gefühl nicht mehr. Als ich Dich dann fertig in die Halle führte, flüsterten mir die anderen Reitschüler zu, wie gefährlich Du bist und dass sie Angst um mich haben, dass Du das faulste Pferd der Welt bist und schon jeden runtergebockt hast.
Ich habe mich dennoch hochgewagt. Dir wurden Dreieckszügel reingeknallt, und in der Tat, das Pferd unter mir ging keinen Schritt vorwärts.
Wir sollten antraben. Man war das ein Akt! Egal was ich gemacht habe, Du bist nur im Schritt umhergewackelt.
Wieder hörte ich die anderen sagen; "Knall die Gerte drauf, er veräppelt Dich!" Als die RL Dich quer durch die Halle gescheucht hat, bemerkte ich, dass Du eines Deiner Eisen verloren hast, Minuten später das Zweite. Ich habe schon fast geahnt, dass Du deswegen nicht laufen wolltest, aber die RL hat gesagt, ich kann Dich weiterreiten.
Zu Deinem Glück kam gerade deine Besi in die Halle und hat uns aufgeklärt, dass Du eine chronische Sehnenkrankheit hast und Du ohne Eisen vor Schmerz nicht laufen kannst.
Sofort stieg ich ab und stellte Dich zurück in die Box. Das Probereiten war ein Albtraum und die reinste Katastrophe. Ich kam jeden Tag in den Stall um nach Dir zu schauen. Die Besi und die RL waren sich einig, dass das mit uns beiden nichts wird. Dennoch könnte ich Dich im Unterricht reiten, allerdings bei einer anderen RL.
Tag für Tag kam ich, habe deine Box saubergemacht und Dich geputzt. Wie Du das hasst! Dein ständiges Ausweichen vor den Bürsten, dein Schlagen und Knappen, puh, das war ganz schön anstrengend.
Nachdem weitere male Reiten besser geklappt haben, war ich schon sehr stolz. Ich durfte irgendwann mit Dir vor'm Stall an der Hand grasen, auf die Koppel durftest Du nicht, da Du angeblich andere treten würdest.
Als ich Dich eines Tages abgespritzt habe, bist Du mir abgehauen. Quer über die Äcker galoppiert. Der halbe Stall hat geholfen, Dich wieder einzufangen. Seitdem bin ich mit Dir nicht mehr rausgegangen. Mit der Zeit gewann ich wieder den Mut und bin mit Trense rausgegangen. Das hat schon viel besser geklappt.
Bodenarbeit und Zirkuslektionen waren immer dabei, wir hatten so viel Spaß. Longieren mochtest Du nicht ganz so, dafür aber Stangenarbeit. Es hieß, das Pferd kann man ohne Führkette nicht führen. Ich habe bei Dir niemals eine verwendet.
-
Monate vergingen, eine unendlich lange Zeit, in der ich Dich jeden einzelnen Tag besucht habe.
Was ist aus Dir geworden? Du bist das Pferd, das ohne angebunden zu sein in der Stallgasse stehenbleibt, und auf Handzeichen reagiert. Das Pferd, was sich Putzen lässt, ohne aggressiv zu werden.
Öffnete ich Deine Boxentür, hast Du mich angewiehrt und den Kopf entgegengestreckt mit der Hoffnung, ich habe Dir etwas mitgebracht. Nie sah man mehr als einen Äppelhaufen in Deiner Box, Du wurdest jeden Tag saubergemacht.
Ein Pferd, mit blitzeblankem Sattelzeug konnte nun geritten werden, was kaum noch gebuckelt hat, was lief und hörte wie am Schnürchen. Kleine Sprünge und Stangenarbeit waren unsere Leidenschaft.
Im Gelände warst Du der bravste Engel überhaupt. Du hast nicht mehr ans Gras gezogen, Du bist fleißig vorwärts gelaufen, hast die Umgebung genossen.
Auf die Koppel konntest Du problemlos, Du liebst es doch Dich zu wälzen!
Bodenarbeit war auch immer ganz cool, Du hast gelernt stehenzubleiben wann Du es sollst, Seitgänge waren klasse und unsere Zirzensik genauso.
Eines Tages überging Dich eine schlimme Kolik. Mensch, was ist nur los mit Dir? Beine und Bauch kühlen und solange Schritt führen bis wir beide nicht mehr konnten.
Darauf warst Du stark dehydriert. Schnell eine Spritze genommen und Dir mit aller Mühe etwas ins Maul gespritzt, dann zum Schlauch gesprintet und ihn Dir ins Maul gehalten. Du musst doch trinken!
Eine Schwellung an deiner Fessel, Du musstest stehenbleiben, trotzdem haben wir Stunden im Regen gestanden und dein Beinchen gekühlt!
Du warst nicht nur mein Pferd, Du warst mein Psychologe, mein Kummerkasten. Du bist und bleibst mein Pferd, mit Dir habe ich meinen aller ersten Sturz erlebt, mein erstes mal longieren, mein Ausprobieren von Zirzensik, meinen ersten Sprung! Ein solches Pferd vergisst man nicht.
Ich hoffe, Du mich auch nicht, auch wenn Du jetzt einen anderen Menschen hast, dessen Besitz Du nun bist! Eine Art von Reiter, der denkt, er kann reiten, der Dir aber letzendlich nur schadet mit seiner Art und Weise :022:
Ich habe gehofft Dich nie zu verlieren, außer mir hat sich niemand um Dich gekümmert. Welch liebevoller Kerl Du geworden bist. Ich konnte alles mit Dir machen!
Nun muss mein 24 jähriger Opa mit zahlreichen Wehwehchen jeden Tag an die harte Arbeit ohne geschont zu werden, obwohl man Dich gar nicht mehr so oft reiten soll und darf. Es tut mir leid dass wir uns nie wieder sehen werden, aber Erinnerungen bleiben für immer!
Vor über einem Jahr nahm ich Reitunterricht, war gerade dabei mein Schulpony zu satteln und warf einen Blick in die Box daneben.
Da stand ein großer brauner Wallach, guckte mich ganz grimmig an, aber doch wollte er auch etwas von der Möhre haben, die ich dem Pö gab.
Ich brach sie durch und warf dir die Hälfte in den Trog, ich traute mich nicht, dir meine Hand hinzustrecken, da du mich immer so böse angeschaut hast.
Irgendwann kam ich auf die Idee, in diesem Stall mal nach einer Reitbeteiligung zu fragen. Die Stallbesitzerin zählte mir 3 Pferde auf. Unter diesen 3 wurdest auch Du genannt. Ich konnte mich nicht entscheiden, aber da ich nie der Freund von Stuten war, entschied ich mich, den Wallach, also Dich, Probezureiten.
Ich schlich mich in deine Box, es war kein Stroh auf dem Boden, nur Matratzen von Mist. Sofort hast Du Dich zur Wand gedreht, mir die Hinterhand zugewandt und die Ohren flach angelegt.
"Was hat er nur?", dachte ich mir.
Am ausgemachten Termin durfte ich Dich im gewöhnlichen Schulpferdeunterricht mitreiten. Die Besi hat dir den Sattel hochgeworfen, Du bist fast ausgerastet. Du kanntest das Gefühl nicht mehr. Als ich Dich dann fertig in die Halle führte, flüsterten mir die anderen Reitschüler zu, wie gefährlich Du bist und dass sie Angst um mich haben, dass Du das faulste Pferd der Welt bist und schon jeden runtergebockt hast.
Ich habe mich dennoch hochgewagt. Dir wurden Dreieckszügel reingeknallt, und in der Tat, das Pferd unter mir ging keinen Schritt vorwärts.
Wir sollten antraben. Man war das ein Akt! Egal was ich gemacht habe, Du bist nur im Schritt umhergewackelt.
Wieder hörte ich die anderen sagen; "Knall die Gerte drauf, er veräppelt Dich!" Als die RL Dich quer durch die Halle gescheucht hat, bemerkte ich, dass Du eines Deiner Eisen verloren hast, Minuten später das Zweite. Ich habe schon fast geahnt, dass Du deswegen nicht laufen wolltest, aber die RL hat gesagt, ich kann Dich weiterreiten.
Zu Deinem Glück kam gerade deine Besi in die Halle und hat uns aufgeklärt, dass Du eine chronische Sehnenkrankheit hast und Du ohne Eisen vor Schmerz nicht laufen kannst.
Sofort stieg ich ab und stellte Dich zurück in die Box. Das Probereiten war ein Albtraum und die reinste Katastrophe. Ich kam jeden Tag in den Stall um nach Dir zu schauen. Die Besi und die RL waren sich einig, dass das mit uns beiden nichts wird. Dennoch könnte ich Dich im Unterricht reiten, allerdings bei einer anderen RL.
Tag für Tag kam ich, habe deine Box saubergemacht und Dich geputzt. Wie Du das hasst! Dein ständiges Ausweichen vor den Bürsten, dein Schlagen und Knappen, puh, das war ganz schön anstrengend.
Nachdem weitere male Reiten besser geklappt haben, war ich schon sehr stolz. Ich durfte irgendwann mit Dir vor'm Stall an der Hand grasen, auf die Koppel durftest Du nicht, da Du angeblich andere treten würdest.
Als ich Dich eines Tages abgespritzt habe, bist Du mir abgehauen. Quer über die Äcker galoppiert. Der halbe Stall hat geholfen, Dich wieder einzufangen. Seitdem bin ich mit Dir nicht mehr rausgegangen. Mit der Zeit gewann ich wieder den Mut und bin mit Trense rausgegangen. Das hat schon viel besser geklappt.
Bodenarbeit und Zirkuslektionen waren immer dabei, wir hatten so viel Spaß. Longieren mochtest Du nicht ganz so, dafür aber Stangenarbeit. Es hieß, das Pferd kann man ohne Führkette nicht führen. Ich habe bei Dir niemals eine verwendet.
-
Monate vergingen, eine unendlich lange Zeit, in der ich Dich jeden einzelnen Tag besucht habe.
Was ist aus Dir geworden? Du bist das Pferd, das ohne angebunden zu sein in der Stallgasse stehenbleibt, und auf Handzeichen reagiert. Das Pferd, was sich Putzen lässt, ohne aggressiv zu werden.
Öffnete ich Deine Boxentür, hast Du mich angewiehrt und den Kopf entgegengestreckt mit der Hoffnung, ich habe Dir etwas mitgebracht. Nie sah man mehr als einen Äppelhaufen in Deiner Box, Du wurdest jeden Tag saubergemacht.
Ein Pferd, mit blitzeblankem Sattelzeug konnte nun geritten werden, was kaum noch gebuckelt hat, was lief und hörte wie am Schnürchen. Kleine Sprünge und Stangenarbeit waren unsere Leidenschaft.
Im Gelände warst Du der bravste Engel überhaupt. Du hast nicht mehr ans Gras gezogen, Du bist fleißig vorwärts gelaufen, hast die Umgebung genossen.
Auf die Koppel konntest Du problemlos, Du liebst es doch Dich zu wälzen!
Bodenarbeit war auch immer ganz cool, Du hast gelernt stehenzubleiben wann Du es sollst, Seitgänge waren klasse und unsere Zirzensik genauso.
Eines Tages überging Dich eine schlimme Kolik. Mensch, was ist nur los mit Dir? Beine und Bauch kühlen und solange Schritt führen bis wir beide nicht mehr konnten.
Darauf warst Du stark dehydriert. Schnell eine Spritze genommen und Dir mit aller Mühe etwas ins Maul gespritzt, dann zum Schlauch gesprintet und ihn Dir ins Maul gehalten. Du musst doch trinken!
Eine Schwellung an deiner Fessel, Du musstest stehenbleiben, trotzdem haben wir Stunden im Regen gestanden und dein Beinchen gekühlt!
Du warst nicht nur mein Pferd, Du warst mein Psychologe, mein Kummerkasten. Du bist und bleibst mein Pferd, mit Dir habe ich meinen aller ersten Sturz erlebt, mein erstes mal longieren, mein Ausprobieren von Zirzensik, meinen ersten Sprung! Ein solches Pferd vergisst man nicht.
Ich hoffe, Du mich auch nicht, auch wenn Du jetzt einen anderen Menschen hast, dessen Besitz Du nun bist! Eine Art von Reiter, der denkt, er kann reiten, der Dir aber letzendlich nur schadet mit seiner Art und Weise :022:
Ich habe gehofft Dich nie zu verlieren, außer mir hat sich niemand um Dich gekümmert. Welch liebevoller Kerl Du geworden bist. Ich konnte alles mit Dir machen!
Nun muss mein 24 jähriger Opa mit zahlreichen Wehwehchen jeden Tag an die harte Arbeit ohne geschont zu werden, obwohl man Dich gar nicht mehr so oft reiten soll und darf. Es tut mir leid dass wir uns nie wieder sehen werden, aber Erinnerungen bleiben für immer!










