
Probleme der Einzelhaltung
Dass Einzelhaltung nicht artgerecht ist, wissen zum Glück schon sehr viele, die sich etwas mit Ratten und ihren Ansprüchen befasst haben. Leider werden dennoch im Zoofachhandel weiterhin viele Tiere in Einzelhaltung verkauft oder sogar von Vermehrern oder Privatleuten mit Unfallwurf in Einzelhaltung abgegeben. Solche Tiere entwickeln häufig diverse Verhaltensstörungen im Bereich des Sozialverhaltens, weil sie einfach verlernen, wie man mit Artgenossen umgeht.

Dass Einzelhaltung nicht artgerecht ist, wissen zum Glück schon sehr viele, die sich etwas mit Ratten und ihren Ansprüchen befasst haben. Leider werden dennoch im Zoofachhandel weiterhin viele Tiere in Einzelhaltung verkauft oder sogar von Vermehrern oder Privatleuten mit Unfallwurf in Einzelhaltung abgegeben. Solche Tiere entwickeln häufig diverse Verhaltensstörungen im Bereich des Sozialverhaltens, weil sie einfach verlernen, wie man mit Artgenossen umgeht.
Besonders schlimm trifft es Tiere, die als Jungtier in Einzelhaltung kommen und in den wichtigen ersten acht Lebenswochen (zeitweise) keinen Kontakt zu Artgenossen haben, um mit ihnen spielerisch Rudelverhalten auszuprobieren. Aber auch Tiere, die später einzeln gehalten werden, können ihr Sozialverhalten verlernen. Dies erschwert die Integration von Einzeltieren häufig – aber es gibt auch vollkommen problemlose Integrationen von Einzeltieren. Es kommt schlussendlich wie immer auf die beteiligten Tiere selbst an.
Zusätzlich zum verlorenen innerartlichen Sozialverhalten können sich Einzeltiere auch dem Menschen gegenüber abnormal verhalten. Durch den Isolationsstress werden einige Tiere aggressiv und bissig, andere zeigen Stereotypien. Manche werden in ihrer Verzweiflung extrem zutraulich – sie haben schließlich nur den Menschen, der sich mit ihnen abgibt. Aber er putzt sie nicht mit den Zähnen, spricht nicht die selbe Sprache, kann nicht richtig mit ihnen toben. Der Mensch ist und bleibt kein Ersatz für Artgenossen.
Glücklicherweise ist die Einzelhaltung von Ratten in Ländern wie Österreich und der Schweiz, die ein fortschrittliches Tierschutzgesetz besitzen, sogar gesetzlich nicht erlaubt.
Probleme der Paarhaltung
Da Einzelhaltung keine Option ist, hört man häufig, dass man Ratten mindestens zu zweit halten soll. Natürlich ist die Paarhaltung deutlich besser als die Einzelhaltung. Dennoch entstehen auch hier häufig Probleme, die an der Artgerechtheit der Paarhaltung zweifeln lassen.
Nicht selten bemerken Halter, dass eines ihrer Tiere das andere stark unterdrückt. Gerade bei nur zwei Tieren kann sich keine wirkliche Rangordnung ausbilden. Es gibt nur ein dominantes Tier, das «das Sagen hat», und ein subordinates, unterwürfiges Tier, das ganz am Ende steht. Dieses subordinate Tier wird nun vom dominanten häufig extrem unterdrückt, sodass es fast an Mobbing erinnert. Häufige Kämpfe, ein verschüchtertes subordinates Tier, das womöglich auch einige kahle Stellen vom Fellrupfen oder gar zerbissene Ohren oder andere Wunden hat (hier unbedingt auch einen Parasitenbefall ausschließen!), sind leider gar nicht so selten.

Natürlich gibt es auch harmonische Pärchen, die ihr Leben lang in Frieden leben. Und auch nicht jedes instabile Paar wird sich massiv streiten, sodass man offensichtlich sieht, dass es Probleme gibt. Manchmal sind es Kleinigkeiten die zeigen, dass ein Tier das andere übermäßig dominiert. Beispielsweise wird der Subordinate vom frisch gefüllten Futternapf fern gehalten oder traut sich nicht an diesen, solang der Dominante in der Nähe ist. Oder der Subordinate wirkt generell eher verschüchtert und hält sich im Hintergrund – was natürlich auch eine reine Charaktersache sein kann.
Neben den Problemen im Sozialverhalten gibt es das Problem, dass Ratten sehr krankheits‐ und vor allem tumoranfällig sind, sodass Operationen anstehen und die Tiere leider unerwartet versterben. Dann hat man bei der Paarhaltung plötzlich ein Einzeltier, das dringend neue Gesellschaft braucht. Normalerweise sollte man sich Zeit lassen, den idealen Rudelzuwachs (aus) zu suchen. Jedoch hat man hier die nötige Zeit nicht. Mit einer Integration von im Idealfall mindestens zwei Wochen, dazu noch eine «Quarantäne» der Neuzugänge und schon sitzt das Tier nach dem Tod des Partners mindestens einen Monat allein. Dazu kommt die Zeit, in der der Mensch trauert und die Suche nach einem Partner. Das ist für ein soziales Rudeltier eine Ewigkeit in Isolation.
Weiterhin kann es passieren, dass solche verwaisten Tiere Probleme bei der Integration haben, weil sie sich im Lauf der Zeit zu sehr an ihren einzigen Partner gewöhnt haben und es schwierig für sie ist, sich an neue Gesellschaft zu gewöhnen. Dennoch sollte man sie nicht in Einzelhaltung lassen !
Rudelhaltung
Nun, wie kann es den Ratten recht machen? Ganz einfach, indem man sie im Rudel ab mindestens drei Tieren hält. Besser ist es, wenn es mindestens vier Tiere sind, da es auch bei 3er Gruppen noch häufig nicht ganz harmonisch zu geht, was sich aber legt, sobald die Tiere zu einem Rudel ab vier Tieren integriert wurden. Im Rudel können die Tiere eine richtige Rangordnung aushandeln, es bilden sich Freundschaften und auch kleinere persönliche «Abneigungen» sind unproblematisch, da jedes Tier weitere Partner hat und nicht auf die Gesellschaft eines bestimmten Tieres zu 100 % angewiesen ist.
Verstirbt ein Tier im Rudel, so ist eine vorrübergehende Haltung als 3er Gruppe oder notfalls als Paar akzeptabel, da dies kein Dauerzustand ist. Man kann nun in Ruhe nach passendem Rudelzuwachs schauen.
Ratten brauchen Artgenossen und sollten mindestens zu dritt gehalten werden – es dürfen aber gern auch mehr sein. (Bild: Nienor)