Die Liebe und das Faszinosum meines Lebens wurde mir genommen

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Günter.H

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Liebe Katzenfreunde!

Ich denke, ich brauche wohl Hilfe von jenen von euch, die vergleichbares durchgemacht haben… Und ich denke es gibt diese Menschen, weil ich mir nicht anmaßen möchte, ein solch wunderbares Geschenk, welches mir in den vergangenen 7 Jahren zuteil wurde, für mich alleine zu beanspruchen.

Am 22. September 2019 wurde im Ortsgebiet vor unserem Haus mein Kater angefahren und liegengelassen.
Was treibt einen Menschen dazu, ein angefahrenes Tier liegen, leiden und sterben zu lassen, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden?

„Stani“ war nicht einfach ein Kater, er war über Jahre unser Freund, unser Seelentröster, die Seele unseres Hauses und das pure Leben.
Er machte unser Haus zu einem Heim, zu einem Hort des Lebens und der Freude.
Ohne ihn sind unser Haus, unser Garten nun leblos und mein Leben ist unglaublich leer.

Ich bin vollkommen überfordert mit dieser Situation, da Stani alles für mich war. Jeden Tag den ich zu Hause war waren wir zusammen, egal ob ich am Schreibtisch saß, im Garten oder der Werkstatt gearbeitet habe oder er es sich an einem Plätzchen, an dem gerade die Sonne durch ein Fenster wärmte, gemütlich gemacht hatte. Er war immer bei mir – 7 Jahre lang. Wenn ich in den letzten Monaten wegen eines neuen Jobs dienstlich länger weg war, hat ihn das immer sehr mitgenommen und er ist dann stundenlang bei mir gelegen und hat sich nicht mehr weggerührt – vielleicht, um all die Zeit aufzuholen, die wir in diesen Tagen verloren hatten.

Lag er nicht gerade auf mir, sondern „nur“ bei mir, lag fast immer eine Pfote von ihm auf mir oder er schmiegte sich sonstwie an mich. Seine Zuneigung, sein Vertrauen und seine Liebe zeigte er jeden Tag aufs Neue – unermüdlich.

Stani war das gutmütigste und sanfteste Wesen das man sich nur vorstellen kann. Weich und zum Drücken wie ein Teddybär und niemals war auch nur eine seiner Krallen zu spüren. Er liebte den Duft von Blumen und ging immer wieder bestimmt an welche heran um sich an ihrem Duft zu erfreuen. Wenn er auf mich zuging fixierte er mich und hatte keine Augen mehr für sein Umfeld oder den Untergrund auf dem er sich gerade bewegte. Egal ob tiefer Schnee, langes oder kurzes Gras er ließ mich nicht mehr aus den Augen – abgesehen von dem einen oder anderen Blinzeln, das ein unerwarteter Grashalm verursachte.

Stani war wohl die Liebe und das Faszinosum meines Lebens.

Seit Tagen gehe ich nun im Haus von einem Raum in den anderen, durch den Garten und es gibt keinen noch so kleinen unbedeutenden Ort, der nicht vollgepackt ist mit Erinnerungen an ihn. Jeder Monat, jede Jahreszeit hielt neue wunderbare Erlebnisse mit ihm bereit und schon heute schmerzt es mich diese in Zukunft nicht mehr mit ihm erleben zu dürfen. Jedes Fahrzeug das vor dem Haus vorbeifährt schmerzt und egal wie viele Beiträge ich lese es wird eher schlimmer als besser. Seit Tagen schlafe ich keine Nacht mehr durch und mache mir tagsüber alle möglichen Vorwürfe. Warum war ich nicht da, als es passierte – ich hätte versucht ihn wiederzubeleben, einen Tierarzt aufgesucht. Hätte ich ihn gar ausgraben sollen – als noch Zeit war, nachdem er vom Nachbarn begraben wurde und ich wenige Tage später nach Hause kam?

Als Stani gefunden wurde, war er noch warm und wies keinerlei sichtbare Verletzungen auf. Es wurden von unseren Nachbarn, die ihn fanden, jedoch keine Wiederbelebungsversuche vorgenommen oder ein Tierarzt aufgesucht. Immer tiefer gräbt sich nun der Gedanke in mich hinein, was, wenn er noch nicht tot war? Was wenn er bewusstlos begraben wurde und – noch schlimmer – im Grab das Bewusstsein wiedererlangt hat? Meine schlaflosen Nächte sind geprägt von Atemnot, und klaustrophobischen Gefühlen, welche mich Nacht für Nacht dazu nötigen das Haus zu verlassen und in den Garten zu gehen um wieder Atmen zu können.

Als wäre all das jedoch nicht schon genug, gibt es rund um Stani und seinen Bruder „Olli“ eine sehr schöne – jetzt aber das alles verkomplizierende Geschichte.

Stan(i) und Olli kamen zur selben Zeit bei unseren Nachbarn ins Haus als wir das Haus nebenan bezogen. Beide waren also die Kater der Nachbarn.

Es dauerte nicht lange, und die beiden fühlten sich auch bei uns so wohl, dass sie morgens beim Nachbarn raus sind und bei uns an die Tür klopften (im Winter so schnell, dass man nicht einmal an ihrer Temperatur merkte, dass sie im Freien waren, als sie bei uns wieder reingeschlüpft sind). Schnell erkannten die beiden jene von uns, welche ihrer Seele jeweils verwandt schienen und verbrachten fortan den ganzen Tag bei uns – letztendlich waren sie in beiden Häusern und Gärten gleichermaßen zu Hause und die Nachbarin holte sie nachts hinein, damit ihnen nachts nichts passiert. Für die beiden war es wunderbar, waren sie doch nie alleine, nie ohne Menschen, in deren Nähe sie sich immer sehr wohl gefühlt haben.

Nun wo Stani tot ist kann ich ihm genau aus diesem Grund nicht jene letzte Ruhestätte geben, die er verdient hat. Nun liegt er einfach an einem unschönen Ort im Garten der Nachbarn begraben und bald wird an dieser Stelle wieder das erste Gras sprießen, der Rasenmäher darüber rollen und nichts mehr an diesen wundervollen und einzigartigen Kater erinnern. Natürlich ist es besser als die Mülltonne oder die Tierverwertung.

Einen schönen Platz an der Sonne – die er so liebte – oder im Rosenbeet – in dessen Duft er stundenlang liegen konnte – wäre jedoch das Mindeste, was man für ihn tun kann.

Mein Umfeld zeigt keinerlei Verständnis für meine Trauer, meinen Verlust und meine Fragen. Für sie war Stani einfach ein lieber Kater, der eine schöne Zeit hatte. Ich bin nicht in der Lage und wohl auch nicht willens, mich derart zu verhalten und zur Tagesordnung überzugehen – das hat er nicht verdient.

Dennoch frage ich mich, wie es weitergehen soll. Ich verspüre keinerlei Freude mehr an irgendwelchen Dingen. Es fühlt sich an wie Verrat an meinem Freund, Freude oder Interesse an Dingen zu empfinden, während er begraben liegt - in einem Erdloch. Unser Haus, in welchem noch vor kurzem das Leben pulsierte ist tot und leer und bereitet mir keine Freude mehr. Es gäbe vieles zu tun – besonders im Herbst, ich sehe jedoch keinen Sinn mehr darin. Auch gehe ich einer beruflichen Tätigkeit nach, in welcher Leistung gefordert ist.

Ich weiß mir keinen Rat, wie ich selbst mit dieser Situation umgehen soll ohne das Andenken an meinen lieben Freund zu verraten. Noch weiß ich, wie ich Stani eine für ihn passende Ruhestätte schaffen soll, ohne das gute Verhältnis zu unseren Nachbarn zu belasten. Und ich habe keine Antworten auf die Fragen ob ich etwas tun hätte können, damit Stani heute noch leben und sich an all jenen Dingen, die er so liebte, erfreuen kann.
 
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Guest
Hast du schon mal einen Blick in den Ratgeber geworfen? Dieser vermittelt jungen Katzen-Erstbesitzern die Basics der Katzenhaltung - ohne erhobenen Zeigefinger und mit witzigen Fotos. Vielleicht hilft dir das ja weiter!?
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Luna & Artemis

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Hallo Günther,

mein Beileid zu deinem Verlust. Ich denke jeder der einen lieben Weggefährten verloren hat kennt das Gefühl.

Falls es dich beruhigt, meistens sind Katzen die einem Auto zum Opfer gefallen sind sofort tot. Ich habe beim Tierarzt gearbeitet und ab und an kamen dann Besitzer bzw. auch Autofahrer mit einer "bewusstlosen" Katze rein, wir sollten doch bitte helfen! Nie konnten wir den Katzen helfen, da diese bereits tot waren. Auch eine Wiederbelebung würde in dem Fall nicht helfen, da es meist innere, schwere Blutungen sind, die man kaum stoppen kann, wenn man nicht gerade einen vorbereiteten OP hat. Katzen, die sowas überlebt haben waren meist die ganze Zeit wach und hatten teils sehr große Folgeschäden. Ich denke daher nicht, dass ihr bzw. die Nachbarn Stani lebendig begraben habt.

Ich finde den Gedanken immer tröstlich das in dem "Erdloch" nur die Hülle liegt, aber die Seele/ was ihn ausmacht frei ist bzw. immer in meinen Erinnerungen und meinem Herzen ist. Auch wenn du vielleicht nicht unbedingt die Hülle mehr bei dir hast um sie würdig zu bestatten, vielleicht könntest du dir ja einen symbolischen Ort erschaffen? Hatte er vielleicht eine kleine Spielzeugmaus, eine Lieblingsdecke oder ähnliches? Du könntest sie symbolisch beerdigen und hättest somit ein Grab. Von einer Bekannten ist der Kater leider irgendwann nicht mehr nach Hause gekommen und erst viel später hat sie gehört das dieser überfahren worden ist. Somit hatte sie auch keinen Körper zum beerdigen. Sie hat eine kleine Katzenfigur, die ihm ähnlich sieht, im Garten aufgestellt und immer wenn ihr danach ist, besucht sie das Grab und denkt an ihn oder bringt ihm eine Blume, etc. mit.
Von meinem Herzenskater gibt es leider auch kein Grab mehr bzw. ich weiß das er dort nicht mehr liegt. Ich hatte noch ein paar Haare von ihm, diese habe ich in einer Perle machen lassen und diese Perle ist nun in einem sogenannten Engelsrufer in meiner Vitrine. Das ist sozusagen sein "Grab".

Es ist schade das dein Umfeld so reagiert, aber das kennen leider auch viele von uns. Für die meisten ist es halt "nur ein Tier". Auch wenn es verletzend ist, nehme dir davon nichts an. Es ist dein gutes Recht um einen Freund zu trauern, aber solltest du schauen das diese nicht zu arg ausfällt. Ich denke nicht das Stan wollen würde, dass du dich aufgibst, keine Freude mehr an deinem Leben empfindest oder dich schrecklich dabei fühlst schöne Sachen zu machen. Du kannst ja trotzdem jeder Zeit an ihn denken, auch wenn es erst schwer fällt, aber ich denke bzw weiß das du irgendwann mit einem lächeln an ihn denken wirst, was für ein toller Kater er war. Man liest aus jeder Zeile wie sehr du Stan liebst und wie toll er es bei euch hatte.

Kommt Olli denn noch zu euch? Oder wäre es sogar machbar das ihr eigene Katzen aufnehmt? Keiner soll und kann Stan ersetzen, aber vielleicht kann so die Lücke die durch den Verlust von Stan entstanden ist ein bisschen gefüllt werden. So wäre es auch nicht mehr leer und leise im Haus und für ein oder zwei Katzen vielleicht die Chance auf ein ganz tolles Katzenleben.
 
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Günter.H

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Liebe Luna!

Auch wenn ich trotz deiner Erfahrungen in einer Tierarztpraxis weiter damit hadere danke ich dir dafür, dass du diese mit mir geteilt hast.

Vielleicht werde ich deinen Gedanken an ein symbolisches Grab aufgreifen - wenngleich es unglaublich weh tut, das Stani keine 5 Meter entfernt von meinem Grundstück - jedoch uneinsehbar für mich - begraben liegt. Für mich war eben auch sein weicher anschmiegsamer Körper - seine Hülle - Teil dessen was ihn letztendlich ausgemacht hat.
Und auch wenn diese Hülle nun leer ist, ist sie doch das letzte was mir auf Erden von ihm geblieben ist (wäre).

Olli kommt ab und an vorbei. Wir haben allerdings nie eine derart tiefe Bindung aufbauen können wie das mit Stani der Fall ist. Olli ist nahezu der Gegenentwurf zu Stani.

Stani war weich, anmutig und kuschelig, Olli ist eher der spröde Kater - die Krallen immer im Anschlag
Stani lag stundenlang in der Sonne, Olli meidet die Sonne wo es nur geht
Stani konnte ewig bei einem liegen und entspannen und die Welt war ihm egal, Olli ist eher der nervöse/furchtsame
...

Er fühlte sich von Beginn an zu meiner Partnerin zugehörig. Sowohl charakterlich als auch das ganze Verhalten und die Vorlieben betreffend waren die beiden Kombinationen als hätte man sie geplant. Bei mir braucht es Geduld, bis Olli zu mir kommt und sich streicheln/kraulen lässt aber wenn, dann kann auch er sehr viel Zuneigung zeigen. Er würde aber nie aus eigenem Antrieb auf mich zukommen nur weil ich gerade da bin.

Ein neue Kater wäre unfair
- Olli gegenüber, da er - wie gesagt - eher der schreckhafte furchtsame ist. Er ist an Stani gewöhnt und vermisst ihn offenkundig auch.
- dem neuen Kater gegenüber, da diese ja dann "nur" uns und nicht auch die Nachbarn hätte. Gerade jetzt war und ist dies aber wichtig, da ich seit einigen Monaten beruflich leider viel weg bin. Dies würde dem Kater nicht gut tun und er würde sicher darunter leiden.

Für deine Antwort bin ich dir sehr dankbar, merke ich doch, dass mich das Schreiben zwar nicht unbedingt ablenkt (wie auch) aber vielleicht meine Gefühle ein wenig ordnet.

Es wird wohl noch sehr lange dauern und ganz werde ich es nie verwinden können, dass mein Seelenverwandter nicht mehr bei mir ist.
 
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flauschibär

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Lieber Günter,

mein herzlichstes Beileid zu deinem so großen und so schweren Verlust. Als ich deine Zeilen las, fühlte ich mich unweigerlich an den Tod meiner Katze Gina erinnert, welche mein Begleiter war von ihrem 9 Lebensmonat bis zu ihrem 20 Jahr.

Sie war bei mir wenn ich glücklich war, sie war bei mir wenn ich traurig war, wenn ich einsam war und auch in meiner tiefsten Verzweiflung ist sie mir nie von der Seite gewichen. Sie lag immer bei mir, eng an mich geschmiegt, selbst dann wo es ungemütlich war nach meinem Unfall, gab es keinen einzigen Tag wo sie nicht neben meinem Kopf lag und mir Wärme, Trost und Zuversicht spendete. Sie war der Ruhepol und das Licht meines Lebens.

Als sie dann sterben musste, war es als würde ein Teil von mir mit ihr sterben, und über 5 Jahre lang konnte ich kein Tier in meiner Umgebung haben, war doch immer der Gedanke es sei wie Betrug an dem einzigen Wesen dass mich mehr geliebt hat als ich es verdient hatte.

Es war ein langer und sehr schmerzhafter Prozess bis ich nicht mehr in jeder Ecke und jedem Winkel meiner Wohnung an sie denken musste.

Geholfen haben mir in dieser schweren und langen Zeit nur 2 Dinge, das Wissen, dass ich dafür gesorgt hatte, dass sie bis zum Ende ein Leben in Würde und Liebe führen konnte, was Stani ja bei euch auch getan hat.

Und die Umstellung meiner Wohnung. Es mag sich komisch anhören, aber es ist ein äußeres Zeichen für einen selbst, dass nun ein neuer Abschnitt beginnt, und es niemals wieder so ist wie zuvor.

Wenn man alles so belässt, bleibt man an jedem Gegenstand an dem Gedanken an das geliebte Wesen kleben, ist jedes noch so kleine Objekt mit Schmerz behaftet, und man läuft Gefahr sich in seiner Trauer bald ganz zu verlieren.

Es soll nicht heißen man soll nicht trauern, das ist natürlich gut und richtig, aber man darf nicht ausschließlich von dieser Trauer erfüllt sein.

Stani war ein wundervolles Lebewesen, und du hast ihm deine ganze Liebe und Freude gegeben. Jetzt ist das was er einst war nicht mehr bei dir in seiner körperlichen Form, doch solange du dich erinnerst wird ein Teil von ihm für immer in dir weiterleben.

Es ist normal, dass man sich Gedanken und Vorwürfe bezüglich des Todes eines geliebten Wesens macht, aber man muss auch versuchen, und das ist ziemlich schwierig, die Realität vor Augen zu behalten.

Stani ist sehr schnell gestorben, er hat nicht groß gelitten, und auch wärest du dabei gewesen, hätte es nichts mehr gegeben das du hättest tun können.

Wenn dich der Schmerz und die Trauer übermannt, dann solltest du auch daran denken, dass Stani der dich so sehr geliebt hat, das nicht für dich wollen würde. Dass Stani traurig wäre dich so zu sehen.

Das Zeichen wahrer und tiefer Liebe ist immer, dass man für den Anderen mehr Glück, Liebe und Freude will als für sich selbst, und dieser Kater der dich über alles geliebt hat, würde niemals wollen dass dir das aufgrund seines Todes genommen wird.

Ich wünsche dir viel Kraft auf deinem schweren Weg.
 
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Günter.H

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Liebe flauschibär!

Danke für deine Antwort und deine Anteilnahme.

Ich hatte bereits den Gedanken an ein symbolisches Grab - Luna gab hierzu den Anstoß.

In dieses wollte ich all die Dinge legen, die Stani eben gerne hatte - insbesondere seinen Kuschel- und Ruhepolster. Bin zum Baumarkt gefahren und hab mit Mühe alles zusammengetragen, was für ein schönes Grab erforderliche ist. Nur natürliche unbehandelte Materialien, nichts was seinen Platz von uns oder dem Garten abtrennt sondern darin einbindet.

Nun da die Sachen da liegen bin ich mir aber nicht mehr so sicher ob das (für mich) die richtige Entscheidung ist. Sind all diese Dinge erst einmal in der Erde begraben, sind wesentliche Dinge von alledem was ich in Bezug auf Stani physisch noch erfassen kann nicht mehr greifbar. Besonders sein Polster, der immer noch so sehr nach ihm duftet.

Eine Veränderung im Haus oder gar dem recht großen Grundstück scheinen mir einerseits nahezu unmöglich, da jede Ecke des Gartens, des Vorplatzes, der Blumen- und Rosenbeete ..... einfach untrennbar mit Stani in Verbindung steht und andererseits ich es nicht schaffe die Umgebung die er doch so liebte wie sie eben war zu verändern. Ich möchte einfach die Erinnerung an Stani nicht zerstören.

Das Wegsperren und Verändern fühlt sich für mich an wie ein bewusstes Vergessen und Platzmachen. Die Erinnerung an ihn scheint mir aber das einzige zu sein, was mir noch geblieben ist - wenngleich jede davon unendlich schmerzt.

Das Stani ein sehr schönes und erfülltes Leben hatte kann mich einfach nicht darüber hinwegtrösten, dass es viel zu früh geendet hat und er doch so viel mehr verdient hätte - wo er doch so vielen Menschen Freude bereitet hat.


Eben hatte ich ein Gespräch mit einer (weiteren) Nachbarin. Stani hat sie oft besucht und musste dafür leider immer die Straße queren. Nie hat sie ihn gefüttert, damit er nicht deswegen rüber kommt. Sie war trotz ihres Alters und vieler Lebenserfahrungen und Verluste nahe am Heulen als sie einige Anekdoten von und Erlebnissen mit Stani erzählte - weil auch sie ihn so lieb gewonnen hatte.

Mittlerweile scheint sich in der Nachbarschaft (er war wirklich überall sehr beliebt) die Meinung zu verfestigen, das die vor 2 Wochen neu mit Flüsterasphalt asphaltierte Straße Stani zum Verhängnis wurde. Bevor er die Straße querte, setzte er sich üblicherweise hin und horchte ob Gefahr naht. Die alte Straße war bereits rauh und holprig und demzufolge recht laut. Mit den neuen Verhältnissen war er nicht vertraut.


Ich bin sehr zerrissen was ich nun tun soll um Stanis Andenken und alles was ihn ausgemacht hat zu ehren - was für mich immer noch eine würdevolle Ruhestätte in unserem Garten einschließen würde und gleichzeitig dem Erhalten der guten Nachbarschaft. Immerhin ist es ja auch in hohem Maße den Nachbarn zu danken, dass wir diese wundervollen Jahre mit Stani überhaupt erleben durften, da unsere Nachbarn es ja großzzügig zugelassen haben. Sie hätten es auch untersagen können.

Letztendlich ist es wohl meine Schuld, dass es so gekommen ist wie es nun ist. Bereits in den ersten Jahren hatte die Nachbarin meine Lebensgefährtin (diese wollte nie Katzen) darauf angesprochen, ob die beiden nicht überhaupt zu uns übersiedeln sollten. Sie hat aber gleich abgelehnt und ich habe mich damals nicht ausreichend dafür eingesetzt, die beiden doch zu uns zu holen - es lief für alle doch so wunderbar.

Aber wenn ich heute ehrlich zu mir bin, war es feige diesen Schritt nicht zu setzen. Stani wollte immer ganz bei uns sein und nicht nachts wieder rüber zu den Nachbarn müssen. Wie viele ungezählte Nächte sind wir Sommer wie Winter (mit Decken und Tee) Stunden mit ihm auf der Terrasse gesessen und haben den (zumeist sehr späten) Zeitpunkt abgepasst, an dem die Nachbarin Stani reingerufen hat. Er war daran gewöhnt, rüber zu gehen, wenn die Nachbarin ihn rief, bliebe aber oft genug auch einfach bei uns sitzen und rührte sich kein Stück. Unzählige Male stand er mitten in der Nacht bei uns am Balkon, wenn er weider mal den Zeitpunkt verpasste.

Er wollte bei uns bleiben, ich wollte, das er bei uns bleibt aber dem häuslichen Frieden willen habe ich damals klein beigegeben - und vielleicht auch weil es praktiscch war, immer die Sicherheit zu haben, das die beiden immer ein zu Hause haben, wenn sie zwischen zwei davon wähhlen konnten.

Vielleicht wäre alles anders gekommen, wäre Stani damals zu uns übersiedelt. Wäre er dadurch nicht überfahren worden - ich weiß es nicht. Wäre er glücklicher gewesen? Jetzt, da ich das alles hier schreibe, muss ich wohl sagen "JA" vermutlich wäre er glücklicher gewesen.

Was sagt das nun über mich aus? Über den der grenzenlose Trauer für ein Wesen empfindet, dass er vor Jahren im Stich gelassen hat. Von dem er vielleicht mehr genommen hat als er selbst bereit war zu geben.

Man liest immer, man soll die Realität nicht aus den Augen verlieren - wenn man trauert. So sieht sie dann wohl aus, wenn man sich lange genug damit beschäftigt und sie zudem noch von der Lebensgefährtin um die Ohren gehaut bekommt.
 
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flauschibär

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Liebe flauschibär!

Danke für deine Antwort und deine Anteilnahme.

Ich hatte bereits den Gedanken an ein symbolisches Grab - Luna gab hierzu den Anstoß.

In dieses wollte ich all die Dinge legen, die Stani eben gerne hatte - insbesondere seinen Kuschel- und Ruhepolster. Bin zum Baumarkt gefahren und hab mit Mühe alles zusammengetragen, was für ein schönes Grab erforderliche ist. Nur natürliche unbehandelte Materialien, nichts was seinen Platz von uns oder dem Garten abtrennt sondern darin einbindet.

Nun da die Sachen da liegen bin ich mir aber nicht mehr so sicher ob das (für mich) die richtige Entscheidung ist. Sind all diese Dinge erst einmal in der Erde begraben, sind wesentliche Dinge von alledem was ich in Bezug auf Stani physisch noch erfassen kann nicht mehr greifbar. Besonders sein Polster, der immer noch so sehr nach ihm duftet.

Eine Veränderung im Haus oder gar dem recht großen Grundstück scheinen mir einerseits nahezu unmöglich, da jede Ecke des Gartens, des Vorplatzes, der Blumen- und Rosenbeete ..... einfach untrennbar mit Stani in Verbindung steht und andererseits ich es nicht schaffe die Umgebung die er doch so liebte wie sie eben war zu verändern. Ich möchte einfach die Erinnerung an Stani nicht zerstören.

Das Wegsperren und Verändern fühlt sich für mich an wie ein bewusstes Vergessen und Platzmachen. Die Erinnerung an ihn scheint mir aber das einzige zu sein, was mir noch geblieben ist - wenngleich jede davon unendlich schmerzt.

Das Stani ein sehr schönes und erfülltes Leben hatte kann mich einfach nicht darüber hinwegtrösten, dass es viel zu früh geendet hat und er doch so viel mehr verdient hätte - wo er doch so vielen Menschen Freude bereitet hat.


Eben hatte ich ein Gespräch mit einer (weiteren) Nachbarin. Stani hat sie oft besucht und musste dafür leider immer die Straße queren. Nie hat sie ihn gefüttert, damit er nicht deswegen rüber kommt. Sie war trotz ihres Alters und vieler Lebenserfahrungen und Verluste nahe am Heulen als sie einige Anekdoten von und Erlebnissen mit Stani erzählte - weil auch sie ihn so lieb gewonnen hatte.

Mittlerweile scheint sich in der Nachbarschaft (er war wirklich überall sehr beliebt) die Meinung zu verfestigen, das die vor 2 Wochen neu mit Flüsterasphalt asphaltierte Straße Stani zum Verhängnis wurde. Bevor er die Straße querte, setzte er sich üblicherweise hin und horchte ob Gefahr naht. Die alte Straße war bereits rauh und holprig und demzufolge recht laut. Mit den neuen Verhältnissen war er nicht vertraut.


Ich bin sehr zerrissen was ich nun tun soll um Stanis Andenken und alles was ihn ausgemacht hat zu ehren - was für mich immer noch eine würdevolle Ruhestätte in unserem Garten einschließen würde und gleichzeitig dem Erhalten der guten Nachbarschaft. Immerhin ist es ja auch in hohem Maße den Nachbarn zu danken, dass wir diese wundervollen Jahre mit Stani überhaupt erleben durften, da unsere Nachbarn es ja großzzügig zugelassen haben. Sie hätten es auch untersagen können.

Letztendlich ist es wohl meine Schuld, dass es so gekommen ist wie es nun ist. Bereits in den ersten Jahren hatte die Nachbarin meine Lebensgefährtin (diese wollte nie Katzen) darauf angesprochen, ob die beiden nicht überhaupt zu uns übersiedeln sollten. Sie hat aber gleich abgelehnt und ich habe mich damals nicht ausreichend dafür eingesetzt, die beiden doch zu uns zu holen - es lief für alle doch so wunderbar.

Aber wenn ich heute ehrlich zu mir bin, war es feige diesen Schritt nicht zu setzen. Stani wollte immer ganz bei uns sein und nicht nachts wieder rüber zu den Nachbarn müssen. Wie viele ungezählte Nächte sind wir Sommer wie Winter (mit Decken und Tee) Stunden mit ihm auf der Terrasse gesessen und haben den (zumeist sehr späten) Zeitpunkt abgepasst, an dem die Nachbarin Stani reingerufen hat. Er war daran gewöhnt, rüber zu gehen, wenn die Nachbarin ihn rief, bliebe aber oft genug auch einfach bei uns sitzen und rührte sich kein Stück. Unzählige Male stand er mitten in der Nacht bei uns am Balkon, wenn er weider mal den Zeitpunkt verpasste.

Er wollte bei uns bleiben, ich wollte, das er bei uns bleibt aber dem häuslichen Frieden willen habe ich damals klein beigegeben - und vielleicht auch weil es praktiscch war, immer die Sicherheit zu haben, das die beiden immer ein zu Hause haben, wenn sie zwischen zwei davon wähhlen konnten.

Vielleicht wäre alles anders gekommen, wäre Stani damals zu uns übersiedelt. Wäre er dadurch nicht überfahren worden - ich weiß es nicht. Wäre er glücklicher gewesen? Jetzt, da ich das alles hier schreibe, muss ich wohl sagen "JA" vermutlich wäre er glücklicher gewesen.

Was sagt das nun über mich aus? Über den der grenzenlose Trauer für ein Wesen empfindet, dass er vor Jahren im Stich gelassen hat. Von dem er vielleicht mehr genommen hat als er selbst bereit war zu geben.

Man liest immer, man soll die Realität nicht aus den Augen verlieren - wenn man trauert. So sieht sie dann wohl aus, wenn man sich lange genug damit beschäftigt und sie zudem noch von der Lebensgefährtin um die Ohren gehaut bekommt.

Lieber Günter,

was deine Schwierigkeiten mit dem würdevollen Grab betrifft, kann ich dich gut verstehen, die Sachen die ein Tier am liebsten mochte verbindet man natürlich auch am stärksten mit der Erinnerung an das geliebte Tier.

Die Entscheidung musst natürlich du alleine treffen, ich persönlich habe es immer so gemacht, dass ich die Gegenstände die für mein Tier am allerwichtigsten waren mit ins Grab gelegt habe, denn das Tier hatte ja immer mehr davon gehabt als ich, und eine Sache habe ich immer als Erinnerung behalten, eine wo möglichst viele schöne Momente mit verbunden waren.

Wenn ich sehr traurig bin und das Regal in meinem Schlafzimmer betrachte, dann sehe ich die Ente von Schnuffi die sie immer rumgezerrt hat bis sie so verdreckt war dass sie in die Waschmaschine musste, den Spielzeugeimer von Gina, den sie immer absichtlich umgeworfen hat weil sie so gerne dabei zusah wie man ihn wieder einräumte und viele viele weitere Dinge mit schönen Erinnerungen, und dann huscht mir immer ein kleines Lächeln übers Gesicht und ich bin weniger traurig.

Vielleicht solltest du dir mit dem Grab noch ein wenig Zeit lassen, jetzt ist die Trauer um den Verlust noch zu groß um Dinge die starke Erinnerungen hervor rufen gehen zu lassen.

Auch eine eventuelle Umgestaltung der Umgebung solltest du in deiner jetzigen Trauer mehr als etwas Langfristiges betrachten.

Das Polster solltest du auf jeden Fall behalten solange du es brauchst, ich habe die Decke auf der mein Hund und ich die letzten Wochen in seinem Hundezimmer auf dem Boden geschlafen haben auch lange lange nicht gewaschen, sie in einem speziellen Korb aufbewahrt und die ersten Monate jeden Tag ein wenig daran geschnuppert

Was deine Schuldgefühle und Selbstvorwürfe angeht, nun damit kann man ganz ganz schwer umgehen, das weiß ich aus eigener Erfahrung und noch heute übermannen sie mich ab und an. Aber du musst auch immer bedenken, dass du nur ein Mensch bist, Menschen machen Fehler, zum Teil auch gravierende, diese sind Teil unseres Seins und man wird den Anspruch sie nicht zu machen nie ganz erfüllen können.

Stani hat dir das bestimmt schon vor langer Zeit verziehen, denn Tiere lieben uns auch mit unseren Unzulänglichkeiten. Stani hat doch das Beste für sich daraus gemacht und war damit bestimmt nicht unglücklich

Jetzt stehst du natürlich vor der schweren Aufgabe, dir selbst zu verzeihen, was viel schwerer ist als Verzeihung von Anderen zu erhalten. Aber du wirst auch neue Stärke durch dieses Verzeihen erhalten dass du dir selbst gibst.

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft diese schwere Aufgabe zu bewältigen
 
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Molla

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Lieber Günter,
Dein grosses Leid ist nun schon 3 Jahre her. Wahrscheinlich hast Du das Schlimmste überwunden? Ich habe erst am Mittwoch eine meiner Katzen durch
einen Autounfall verloren. Sie war erst 2 Jahre alt. Sie stammt aus einem Wurf, der auf einer Wiese gefunden wurde. Die Mutter war verstorben. So kam sie
mit ihren Geschwistern zu mir. Sie war die kleinste und magerste. Aber sie hatte die meiste Lebenslust von allen Geschwistern und ich sagte ihr, dass ich jetzt ihre Mama
bin und für sie sorge. Da hat sie mich immer mit grossen Augen direkt angeschaut und war glücklich. Das hat eine sehr grosse Bindung aufgebaut. Wir haben einen
grossen Garten, doch sie wollte auch die Welt ausserhalb des Zauns erkunden. Ich habe schon einige Tiere verloren, und jeder Verlust nimmt einen Teil meiner Seele.
Unwiderruflich.
 
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