Hallo Brillenschlange,
ich fange jetzt erstmal an. Die anderen dürfen dann ergänzen. Ich beziehe mich jetzt auf Farbmäuse, zu Rennern muss jemand anderes was sagen.
Wichtig ist, dass Mäuse niemals alleine gehalten werden dürfen. Sie sind Rudeltiere und das soziale Miteinander ist für sie sehr wichtig. Da wird geputzt und gekuschelt, was das Zeug hält. Für Anfänger eignet sich besonders eine reine Mädchengruppe mit 4 Mäusen oder eine Mädels-Kastratengruppe. Unkastrierte Männchen vertragen sich nämlich auf Dauer nicht miteinander, auch wenn sie Wurfgeschwister sind. Eine Kastration kostet - abhängig vom Tierarzt - so ca. 20-70 €.
Als Käfig hat sich im Allgemeinen ein Eigenbau bewährt, weil die handelsüblichen Käfige entweder zu klein sind oder einen zu großen Gitterabstand für diese kleinen Tierchen haben. Für 2 bis 4 Mäuschen ist ein Grundfläche von 50 x 80 cm² und eine Höhe von 50 cm (plus Etagen) Mindestmaß. Über mehr freuen sich die Kleinen natürlich auch. Wichtig ist, dass sowohl recht hoch eingestreut wird (ca. 10-15 cm) als auch genügend Klettermöglichkeiten angeboten werden. Unter unseren 5 Mäusen gibt es sowohl Kletter- als auch Buddelmäuschen und so wird gewährleistet, dass jeder das tun kann, was ihm Spaß macht. Als Einstreu kann man gewöhnliche Kleintierstreu benutzen. Momentan mischen wir sie mit Baumwolleisntreu, die ist allerdings recht teuer. Leider sind Mäuse teilweise sehr empfindlich, weshalb man auf jeden Fall entstaubte Einstreu benutzen sollte. Ansonsten sollten im Käfig ein Laufrad (hier wird immer das Wodent Wheel empfohlen und ich kann mich da nur anschließen), viel Nistmaterial in Form von unparfümiertem Toilettenpapier und Heu, mehrere Holzhäuschen (hier gilt die Faustregel: Für jede Maus einen Unterschlupf) und eventuell ein Sandbad zur Verfüfung stehen.
Zum Thema "Empfindlichkeit" ist noch zu sagen, dass Mäuse sehr krankheitsanfällig sind. Fast alle Mäuse haben mittlerweile Mycoplasmose. Das ist eine Krankheit, die leider nicht geheilt werden kann und sich sehr stark auf die Atemwege auswirkt. Diese Krankeheit KANN ausbrechen, muss aber nicht. Wir haben 3 Mäuse, bei denen Myco ausgebrochen ist und ich kann sagen, dass sie trotz dieser Krankheit ein glückliches Mäuseleben führen. Natürlich ist zu bedenken, dass man mit solchen Mäuse öfter mal zum Tierarzt muss. Da kommt dann schon einiges an Tierarztrechnungen zusammen. Leuten, die nicht bereit sind, ein Vielfaches mehr für den TA auszugeben als für die Anschaffung der Tiere, sei deshalb von der Mäusehaltung abzuraten.
Als Futter ist sehr gut der Mäuseschmaus von JR Farm geeignet, aber da gibt es auch noch andere Sorten, die man guten Gewissens füttern kann. Es sollte halt kein Zucker enthalten sein. Als Leckerchen kann man Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Erdnüsse, Mehlwürmer, Gammarus, aber auch mal Magerquark geben. (Die Liste ließe sich jetzt beliebig fortführen.)
Eine Mäusevergesellschaftung (danach hattest du auch gefragt, oder?) ist eigentlich recht einfach durchzuführen. Was man allerdings braucht, ist Geduld! Die Mäuse müssen sich auf neutralem Grund kennenlernen. Hierfür bietet sich zum Beispiel eine Badewanne oder auch ein Küchentisch an. Dann - nach ca. einer oder zwei Stunden - werden die Mäuse nur mit Wasser, Futter, Einstreu und Heu in eine kleine Transportbox gesetzt. In dieser sollten sie mindestens 24 Stunden bleiben (wir haben die Erfahrung gemacht, dass 48 Std. besser sind). Das klingt zwar fies, aber dieser Schritt ist notwendig, damit sich ein Gruppengeruch entwickelt. Bleibt nach dieser Zeit in der TB alles ruhig und es gibt kein Gezicke, kann man die Mäuse in einen kleinen Käfig setzen. Hierbei muss die Einstreu aus der TB mit umziehen, da in dieser ja der Gruppengeruch hängt. In diesem Käfig bleiben die Mäuse dann ungefähr genauso lange wie in der TB. Bleibt alles harmonisch, können die Kleinen dann in den endgültigen Käfig umziehen, der vorher auf jeden Fall mit Essigwasser ausgewaschen werden sollte, damit keine anderen Gerüche den Gruppengeruch stören. (Einstreu muss natürlich wieder mit umziehen - klar!) Sollte es möglich sein, wäre es gut, nicht sofort den ganzen Käfig anzubieten, sondern nur eine Ebene und dann ca. jeden Tag einen neuen Teil des Käfigs freizugeben. Leider lässt sich das immer nur sehr schwierig einrichten.
Wichtig, wichtig, wichtig: Bis hierhin keine Häuschen oder sonstiges Gedöns in den Käfig. Nur Futter, Wasser, Nistmaterial! Alles andere fördert das Revierverhalten und es kann ganz schnell zu Streitigkeiten kommen. Ist der komplette Käfig freigegeben, kann man nach und nach Einrichtungsgegenstände hinzugeben. Die Häuschen bitte bis ganz zum Ende aufsparen (zumindest würden wir das raten).
So, das klingt jetzt total aufwändig, aber wenn man eine reine Mädelsgruppe oder eine Mädelskastratengruppe ohne irgendwelche Problemtiere vergesellschaftet, ist das gar kein Problem. Man muss auch nicht unablässig neben den Mäusen sitzen. Schlimme Beißereien sind in diesen Konstellationen eigentlich nicht üblich.
Ansonsten sind Mäuse eigentlich keine besonders zeitintensiven Haustiere. Klar, man muss jeden Tag das Wasser wechseln, Futter geben und nachschauen, ob sie gesund und munter sind. Aber den Rest kriegen sie eigentlich mehr oder weniger selber hin. Käfigreinigung sollte nicht zu oft erfolgen, da das nur Stress für die Mäuse bedeutet, da sie ihren Gruppengeruch nicht mehr intensiv genug wahrnehmen. Die Pipiecken sollte man jedoch regelmäßig leeren (je nach Bedarf... Ich wünsche, ich wüsste, wo unsere ihre Pipiecke haben *seufz*).
Zum Verhalten bleibt noch zu sagen, dass Mäuse keine Kuscheltiere sind. Sie sind Beobachtungstiere. Klar - einige Mäuschen werden sehr zahm und kommen angelaufen, sobald man sich dem Käfig nähert. Aber man muss auch damit umgehen können, wenn die Kleinen nichts mit einem zu tun haben wollen.
Ich hoffe, ich konnte deine Fragen für´s Erste beantworten. Insgesamt kann ich sagen, dass Mäuse wirklich interessante und liebenswürdige Haustiere sind.