Hi,
das Problem ist, dass Hunde keine angeborene "Beisshemmung" haben. Das müssen sie erst mal lernen. Gut dass Du nochmal drauf hingewiesen hast, dass Du nicht in D wohnst. Hatte mich schon gewundert, denn in D dürfen Hunde nicht vor 8 Wochen von der Mutter bzw. den Geschwistern getrennt werden. Oder anders ausgedrückt, müssen die Welpen aus irgendeinem Grund von der Mutter getrennt werden (Krankheit, Tod usw.) müssen die Welpen trotzdem bis zur vollendeten 8. Woche zusammenbleiben.
Mit ein Grund ist dabei auch, dass die Welpen lernen, miteinander umzugehen. Und dazu gehört auch, zu lernen, dass man scharfe Waffen im Maul hat, die es gilt, vorsichtig einzusetzen.
Dein Kleiner ist in einem Alter von seinen Geschwistern getrennt worden, als er zwar bereits in der ich sag jetzt mal "oralen" Phase war. Also in der Phase, in der die Kleinen so richtig anfangen, sich gegenseitig mit Maul und Pfoten zu "traktieren". Den Anfang hat er gelernt (und der ist auch angeboren), aber mehr halt auch nicht. Und da bist jetzt Du gefragt.
Dummerweise bist Du kein Hund, sondern ein Mensch. Und damit per se schon mal ein "Weichei". Zumindest im Gegensatz zu den Hundekumpels deines Welpen. Du hast eine im Vergleich zu Hunden und v.a. Welpen recht dünne und empfindliche Haut, keinen Fellschutz UND Du kannst auch nicht wirklich artgemäss mit deinem Hund kommunizieren.
Im Nacken packen und schütteln ist keine angemessene Reaktion. Ebensowenig Schnauzengriff. Denn der wird wenn überhaupt nur äusserst selten und sparsam eingesetzt. Und dann nicht auf die Weise, wie Mensch das dann macht. Nämlich Hand um die Schnauze und gewaltsam zuhalten, möglichst noch richtig lange und dabei auch noch zudrücken. Da kommt dann das physikalische Gesetz "Druck erzeugt Gegendruck" zum Tragen und Klein Welpi fängt an sich zu wehren. Und wird damit idR auch irgendwann Erfolg haben. Also keine gute Option.
Eine Möglichkeit wäre, so zu reagieren wie das idR die anderen Welpen machen - kurz auf"quieken" und dann weggehen und den "Bösewicht" ignorieren.
Eine weitere Möglichkeit wäre, so zu reagieren, wie das ein genervter Erwachsener tun würde. Schnell zustossende Kopfbewegung in Richtung dem Frechdachs, hochgezogene Oberlippe, stark hochgezogene, gekräuselte Nase und dabei ein tiefes, richtig drohendes Knurren ausstossen. Und im nächsten Moment einfach den Welpi ignorierend weggehen.
SO - nun hat dein Welpi allerdings schon gelernt, dass Menschen "beissen" idR noch irgendwelche Aktionen deinerseits nach sich zieht, also Aufmerksamkeit deinerseits da ist. Und das wird er ggf., je nach eigener Mentalität, dann doch gleich nochmal ausprobieren. Schliesslich hast Du gerade die Regeln geändert, die da sagen "Du sollst nicht 'beissen' ". Und Klein Welpi muss erst mal schauen, ob das jetzt wirklich ernst gemeint ist von deiner Seite. Du musst also damit rechnen, dass Du schon 1-2 Wochen brauchst, bist Du merkst, dass dein Kleiner kapiert hat, dass zu starker Zahneinsatz nicht ok ist.
Wobei ich persönlich zu Anfang auch stärkeres "Beissen" (nur mal so angemerkt, auch wenn Du schreibst, es sei kein "Zwicken", richtiges Beissen ist es auch nicht, zumindest nicht Beissen im Sinne von aggressivem Verhalten, der Kleine lernt gerade, oder auch nicht, mit seinen Waffen umzugehen, das ist das typische Alter dafür) zulasse und notfalls halt mal Schmerz "runterschlucke". Und dann mit dem Lauf der Zeit immer früher reagiere, also immer weniger heftigen Zahneinsatz toleriere. Hat den Sinn und Zweck, dass Hund lernt, mit menschlicher Haut wirklich zurechtzukommen.
Ich bin kein Fan von "Hund darf überhaupt nicht die Zähne an den Mensch anlegen". Das sind dann am ehesten die Hunde, die am ehesten dazu neigen, doch mal heftiger zuzupacken als gut ist.
Hoffentlich war das jetzt nicht zu verwirrend. Ist etwas spät.
Viele Grüße
Cindy