
Mike1024
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- 11.11.2008
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Besuch der alten Dame
Auge um Auge, Zahn um Zahn, heisst es schon seit Urzeiten.
Und tatsächlich ist der Mensch in seinen Rachegelüsten bereit, aus geringstem Anlass mit dem gröbsten Holzhammer zuzuschlagen.
Die Methoden unserer Fellnasen sind da schon etwas subtiler.
Und wie es aussieht auch ziemlich effektiv......
*
Ich beschloss, wieder einmal meine Mutter besuchen.
Sie geht langsam auf die 80 zu und wohnt über 200 Km von mir weg, daher sehe ich sie nicht oft.
Und natürlich ist Miezka mit von der Partie.
Sie kennt mittlerweile das Reisen und ist immer dabei, wenn ich unterwegs bin.
Hinter dem Fahrersitz ist ein Netz quer gespannt, so dass sie nicht die ganze Zeit in der Transportbox verbringen muss.
Die meiste Zeit schaut sie sowieso aus dem Fenster.
Nach 3 Stunden kommen wir an.
Erst mal Begrüssung, dann das übliche „Wie geht’s
dir?“.
Kaffe und Kuchen stehen schon bereit, obwohl ich nicht unbedingt ein Freund solcherart inszenierten Smalltalks bin.
Na ja, was soll’s.
Nach einiger Zeit eröffnet sie, dass Lotte auch noch kommt.
Lotte ist eine Freundin meiner Mutter und kommt sporadisch zu Besuch.
Ich kenne sie schon seit meiner Kindheit und mittlerweile hat sie die Ausmasse einer wagnerschen Walküre angenommen.
Während wir uns an den Kaffeetisch setzen erkundet Miezka ausgiebig das Haus.
Eine halbe Stunde später klingelt es und die Walküre steht vor der Tür.
Hach, und lange nicht gesehen, wie geht’s und was machst du und bla, bla, bla.....
Die Garderobe ist voll, also legt sie ihren Mantel auf die Couch.
Miezka ist zurück und beäugt sie neugierig.
„Ach, du hast eine Katze.“
„Kratzt die?“
„Miez, miez, miez“
Antwort: „Miauuuu“
Jetzt wird Miezka zutraulicher.
„Miauuu“
Miez, miez miez“
Mit einem Satz springt sie auf Walküre’s Schoss.
Die ist nicht unbedingt erfreut.
„Ihhh, Katzenhaare“
Bevor ich eingreifen kann, befördert sie Miezka recht unsanft auf den Boden.
Die zieht beleidigt ab.
Soweit, so ungut.
Nächste Talkrunde.
„Wie viel Zucker in den Kaffee?“
„Möchtest du Sahne?“
Sahne ist das Stichwort.
Miezka auf dem Stuhl, Miezka auf dem Tisch, da ist sie fix.
Die Sahne ist ja auch sooooo verlockend.
Lotte wird jetzt ungehalten.
Das darf man nicht dulden, unhygienisch, ausserdem, Tiere auf dem Tisch und bla und bla und bla....
Lotte steigert sich in einen bühnenreifen Monolog mit zunehmender akustischer Präsenz.
Nachdem sie sich beruhigt hat, Talkrunde Nummer drei.
Nach einiger Zeit beobachte aus den Augenwinkeln, wie Miezka langsam wieder ins Zimmer schleicht und sich’s auf Lotte’s Mantel häuslich einrichtet.
Vorsichtshalber habe ich für mich mal auf stumm geschaltet.
Und weiter geht der Smalltalk.
Nach einiger Zeit steht Miezka auf, buckelt sich leicht und setzt sich nur halb hin.
Oh, diese Körperhaltung kenn ich....
Die Damen, in tiefen philosophischen Ausführungen darüber vertieft, wer alles gestorben, geheiratet und geboren ist, bemerken nichts.
Nach einigen Sekunden steht Miezka wieder auf zwei, kurze Scharrer mit den Hinterpfoten und weg ist sie.
Zurück bleibt auf dem Mantel ein feuchter, dunkler Fleck auf hellem Grund.
Sehr dekorativ.
Ich kann mir ein Grinsen fast nicht verkneifen.
Als Lotte später wieder geht, bemerkt sie den Fleck, ihr Gesicht nimmt die Farbe eines gekochten Krebses an und sie rauscht ohne sich von mir zu verabschieden ab.
Seitdem hab ich sie zweimal gesehen, aber aus einem mir unerfindlichen Grund redet sie nicht mehr mit mir.
Auf der Rückfahrt erleuchtete der Heiligenschein um Miezkas Kopf das ganze Fahrzeug.
Es kann aber auch ein Scheinheiligenschein gewesen sein.
Auge um Auge, Zahn um Zahn, heisst es schon seit Urzeiten.
Und tatsächlich ist der Mensch in seinen Rachegelüsten bereit, aus geringstem Anlass mit dem gröbsten Holzhammer zuzuschlagen.
Die Methoden unserer Fellnasen sind da schon etwas subtiler.
Und wie es aussieht auch ziemlich effektiv......
*
Ich beschloss, wieder einmal meine Mutter besuchen.
Sie geht langsam auf die 80 zu und wohnt über 200 Km von mir weg, daher sehe ich sie nicht oft.
Und natürlich ist Miezka mit von der Partie.
Sie kennt mittlerweile das Reisen und ist immer dabei, wenn ich unterwegs bin.
Hinter dem Fahrersitz ist ein Netz quer gespannt, so dass sie nicht die ganze Zeit in der Transportbox verbringen muss.
Die meiste Zeit schaut sie sowieso aus dem Fenster.
Nach 3 Stunden kommen wir an.
Erst mal Begrüssung, dann das übliche „Wie geht’s
Kaffe und Kuchen stehen schon bereit, obwohl ich nicht unbedingt ein Freund solcherart inszenierten Smalltalks bin.
Na ja, was soll’s.
Nach einiger Zeit eröffnet sie, dass Lotte auch noch kommt.
Lotte ist eine Freundin meiner Mutter und kommt sporadisch zu Besuch.
Ich kenne sie schon seit meiner Kindheit und mittlerweile hat sie die Ausmasse einer wagnerschen Walküre angenommen.
Während wir uns an den Kaffeetisch setzen erkundet Miezka ausgiebig das Haus.
Eine halbe Stunde später klingelt es und die Walküre steht vor der Tür.
Hach, und lange nicht gesehen, wie geht’s und was machst du und bla, bla, bla.....
Die Garderobe ist voll, also legt sie ihren Mantel auf die Couch.
Miezka ist zurück und beäugt sie neugierig.
„Ach, du hast eine Katze.“
„Kratzt die?“
„Miez, miez, miez“
Antwort: „Miauuuu“
Jetzt wird Miezka zutraulicher.
„Miauuu“
Miez, miez miez“
Mit einem Satz springt sie auf Walküre’s Schoss.
Die ist nicht unbedingt erfreut.
„Ihhh, Katzenhaare“
Bevor ich eingreifen kann, befördert sie Miezka recht unsanft auf den Boden.
Die zieht beleidigt ab.
Soweit, so ungut.
Nächste Talkrunde.
„Wie viel Zucker in den Kaffee?“
„Möchtest du Sahne?“
Sahne ist das Stichwort.
Miezka auf dem Stuhl, Miezka auf dem Tisch, da ist sie fix.
Die Sahne ist ja auch sooooo verlockend.
Lotte wird jetzt ungehalten.
Das darf man nicht dulden, unhygienisch, ausserdem, Tiere auf dem Tisch und bla und bla und bla....
Lotte steigert sich in einen bühnenreifen Monolog mit zunehmender akustischer Präsenz.
Nachdem sie sich beruhigt hat, Talkrunde Nummer drei.
Nach einiger Zeit beobachte aus den Augenwinkeln, wie Miezka langsam wieder ins Zimmer schleicht und sich’s auf Lotte’s Mantel häuslich einrichtet.
Vorsichtshalber habe ich für mich mal auf stumm geschaltet.
Und weiter geht der Smalltalk.
Nach einiger Zeit steht Miezka auf, buckelt sich leicht und setzt sich nur halb hin.
Oh, diese Körperhaltung kenn ich....
Die Damen, in tiefen philosophischen Ausführungen darüber vertieft, wer alles gestorben, geheiratet und geboren ist, bemerken nichts.
Nach einigen Sekunden steht Miezka wieder auf zwei, kurze Scharrer mit den Hinterpfoten und weg ist sie.
Zurück bleibt auf dem Mantel ein feuchter, dunkler Fleck auf hellem Grund.
Sehr dekorativ.
Ich kann mir ein Grinsen fast nicht verkneifen.
Als Lotte später wieder geht, bemerkt sie den Fleck, ihr Gesicht nimmt die Farbe eines gekochten Krebses an und sie rauscht ohne sich von mir zu verabschieden ab.
Seitdem hab ich sie zweimal gesehen, aber aus einem mir unerfindlichen Grund redet sie nicht mehr mit mir.
Auf der Rückfahrt erleuchtete der Heiligenschein um Miezkas Kopf das ganze Fahrzeug.
Es kann aber auch ein Scheinheiligenschein gewesen sein.